22.12.2022 | 2022

22.12.2022 - Plädoyer zur Erhöhung auf 75 Jahre ist wichtiges Signal für lebenslange Gesundheitsvorsorge von Frauen in Deutschland

Eine gemeinsame Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V. (DGS) und weiterer Fachverbände.

Berlin, 20. Dezember 22 – Mit etwa 30 Prozent aller Krebsfälle ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Aktuell stellen Ärztinnen und Ärzte knapp 70.000-mal im Jahr die Diagnose „Mammakarzinom“ bei einer Frau. Zusätzlich werden jährlich noch etwa 6.000 Vorstufen von Brustkrebs gefunden, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt.1 Vor diesem Hintergrund unterstützen die oben aufgeführten Fachgesellschaften nachdrücklich den jetzt veröffentlichen Bericht vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Er wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz erstellt.

Aus Sicht des Strahlenschutzes überwiegen Vorteile einer Teilnahme

Die Behörde befürwortet demzufolge eine Anhebung der Altersgrenze im Rahmen des Mammografie-Screening-Programms von bisher 69 auf 75 Jahre. Die Ausweitung der Altersgrenze könne ein Schritt sein, um die Sterblichkeit durch Brustkrebs weiter zu senken, betonte BfS-Präsidentin Inge Paulini im Zuge der Veröffentlichung. Auch für die Altersgruppe zwischen 70 und 75 würde aus Sicht des Strahlenschutzes die Vorteile einer Teilnahme überwiegen. Da das strahlenbedingte Krebsrisiko mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt, spiele dieses für Screening-Untersuchungen ab 70 Jahren praktisch keine Rolle. Bei Ausweitung des Screening-Anspruchs bis zum Alter von einschließlich 75 Jahren und einem Screening-Intervall von zwei Jahren könnte allen Frauen ab 70 Jahren drei weitere Untersuchungen angeboten werden, lautet die BfS-Empfehlung.2

Im Rahmen des Gesamtverfahrens hatte das Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zuvor in seiner Ersteinschätzung die Ausweitung auf die Altersgruppe 70+ aufgrund mangelnder Datenlage nicht befürwortet, später aber seine Empfehlung revidiert. In der Begründung heißt es nun, dass ein brustkrebsspezifischer Überlebensvorteil gegenüber möglichen Schäden durch falsch-positive Befunde oder Überdiagnosen überwiege3,4.

„Wir können Mammakarzinome heute in zertifizierten Brustzentren nachweislich sehr gut behandeln, insbesondere, wenn sie im Frühstadium entdeckt werden. Daher kommt der Früherkennung durch die Mammografie eine so wichtige Rolle zu, die auch den Patientinnen über 69 im Sinne einer möglichst langen Gesunderhaltung angediehen lassen werden sollte." (Prof. Sara Y. Brucker, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V.)

In ihrer eigenen Stellungnahme hatten die oben genannten Fachgesellschaften unter Federführung der DGS e.V. bereits erklärt, dass Teilnehmerinnen im MammografieScreening-Programm mit invasivem Brustkrebs selbst unter Berücksichtigung der Intervallkarzinome operativ und systemisch schonender therapiert werden als Nichtteilnehmerinnen. Die schonendere Therapie gehe in der Regel mit höherer Lebensqualität einher. Der Nutzen des Screenings überwiege die Risiken deutlich. Zudem betonten die Autoren, dass das Programm im Vergleich zu anderen Verfahren einer besonders hohen Qualitätssicherung unterliege.

Die Brustkrebsvorsorge in Deutschland ist ein Best-Practice-Beispiel für ein nachweislich erfolgreiches flächendeckendes Vorsorgeprogramm. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer alternden Bevölkerung bei gleichzeitig hohem Lebensstandard ist die Ausweitung der Altersgrenzen beim Mammografie-Screening-Programm auf 75 Jahre aus Sicht der hier mitzeichnenden Fachgesellschaften eine folgerichtige Entscheidung für die bisher unberücksichtigten Frauen in Deutschland. Zum Hintergrund: Das Mammografie-Screening in Deutschland ist ein seit 2009 flächendeckend etabliertes und qualitätsgesichertes Programm für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Aktuell werden Frauen dieser Altersgruppe alle zwei Jahre schriftlich zur Vorsorge eingeladen. Die Mammografie ist derzeit das einzige in Deutschland zugelassene Röntgenverfahren zur Früherkennung.

Quellen:

1 www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs_definition-und-haeufigkeit.html

2 https://www.bfs.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/BfS/DE/2022/022.html;jsessionid=6809BF5028AB%203F9E8704B47FF87F6FE0.2_cid374

3 www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_61376.html

4 www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_75008.html

 

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