Lieferengpässe: Das fragile System der Arzneiversorgung
Das Brustkrebsmedikament Tamoxifen war zu Beginn des Jahres nicht mehr für alle Patienten erhältlich. Der Engpass wirft ein Schlaglicht auf die instabilen Strukturen bei der Herstellung von Generika.
Am 28. Januar 2022 informierte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Fachkreise darüber, dass die Hersteller von Tamoxifen Lieferschwierigkeiten gemeldet haben. Tamoxifen ist ein selektiver Estrogenrezeptormodulator, der insbesondere bei der Behandlung von Brustkrebs zum Einsatz kommt. Die Fachgesellschaften reagierten umgehend. Das Medikament sei „ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie von Patientinnen und Patienten mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom, sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Behandlungssituation“, heißt es in einer Empfehlung vom 9. Februar. „Es müssen kurzfristig alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, um den Lieferengpass bei Tamoxifen zu beenden und einen Versorgungsengpass zu verhindern.“ Denn die Zahl der betroffenen Patienten sei hoch. Das vom BfArM koordinierte Engpassmanagement lief zügig an. Dennoch gelang es nicht, einen Versorgungsengpass zu verhindern. Da von dem Engpass circa 85 Prozent des Marktes betroffen waren, stand Tamoxifen nicht mehr für alle der etwa 120 000 bis 130 000 Patientinnen und Patienten zur Verfügung.