30 Jahre Brustrekonstruktion – erreichte Meilensteine
Dr. med. Mario Marx, Kongresspräsident 2016, Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Brustchirurgie, Elblandklinikum Radebeul, Leiter des Standortes Radebeul als Kooperationspartner des Regionalen Brustzentrums Dresden
30 Jahre Brustrekonstruktion sind für die PatientInnen sowie das interdisziplinäre behandelnde Team von Ärzten, Therapeuten, Gesundheitspflegerinnen und - pflegern eine der großen Erfolgsgeschichten der Senologie. Es wurden bedeutende Meilensteine in Diagnostik und Therapie erreicht, wodurch die Lebensqualität der von BrustkrebspatientInnen wesentlich verbessert und deren Lebensprognose um ein Vielfaches gesteigert wurde. Während noch 1986 in vielen Kliniken durch das Bemühen Einzelner und in kleineren interdisziplinären Teams nach optimalen operativen Behandlungskonzepten gesucht wurde, erhalten heute mehr als 90 Prozent aller an Brustkrebs Erkrankten in Deutschland eine strukturierte qualitätsgesicherte Betreuung. In den seit mehr als 13 Jahren bestehenden „zertifizierten Brustzentren“ ist eine hohe Expertise entstanden, die derzeit in der Überarbeitung der „S-3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Mammakarzinomes“ kontinuierlich weiter fortgeschrieben wird.
Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden die verschiedenen Erfahrungen von Ärztinnen und Ärzten aller beteiligten Fachgebiete fusioniert. Die hohen Raten an Brustamputationen in den 80er-Jahren wurden durch brusterhaltende operative Konzepte mit Bestrahlung signifikant reduziert. Dank der interdisziplinären Planung von Tumoroperationen von Radiologen, Pathologen und Operateuren im Kontext einer Systemerkrankung wird die aufgeklärte PatientInnen individuell therapiert.
Als Referenz zur qualitätsgesicherten Vorgehensweise sei hier die „Tübinger Klassifikation der operativen Behandlung des Mammakarzinoms“ von Prof. Wallwiener et al. angeführt. Diese unterstützt maßgeblich die bundesweit einheitlichen klinischen Verfahren. Damit können die behandelnden Teams gemeinsam mit PatientInnen auf Basis wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse optimale individuelle Behandlungskonzepte entwickeln.
Der Einzug der bildgebenden Diagnostik in den Operationssälen verschafft den Operateuren mit dem hochauflösenden Ultraschall in vielen Brustzentren eine Detailansicht des Tumorbettes. Es ist inzwischen gelungen, die Ergebnisse der bildgebenden Diagnostik vor der Operation mit der gesicherten Tumorqualität in das operative Konzept einfließen zu lassen. Somit sind mehr als 80 Prozent der Mammatumore erkennbar und auch die gesunde Anatomie wird sichtbar. Dies führt zu sehr niedrigen Lokalrezidivraten.
Aktuell gehört die vollständige Entfernung der Brustdrüse bei verschiedenen Erkrankungen bei komplettem Erhalt der Brusthaut zu den faszinierenden Möglichkeiten der operativen Therapie. Die verschiedenen Verfahrensweisen der Brustrekonstruktion sowohl mit Implantat, Netzen als auch mit Eigengewebe vom Unterbauch, dem Gesäß oder dem Oberschenkel gehören aktuell zum Standard der fortschrittlichen Therapieangebote.
Die Zweitmeinungsberatung gibt PatientInnen die Chance, den optimalen individuellen Weg der operativen Behandlung zu wählen. Mit der Möglichkeit, abgesaugtes Fettgewebe beispielsweise vom Oberschenkel oder der Bauchwand durch Wiedereinbringung an der Brust zu verwenden, ergeben sich neue operative Ansätze. Zur Eigenfetttransplantation liegen noch keine gesicherten Daten über Langzeiteffekte vor. Weiterhin sollte auf breiter wissenschaftlicher Basis untersucht werden, ob das injizierte Fett womöglich Krebszellen beeinflusst, die trotz Amputation und Nachbehandlung im Bereich der Brustwand verblieben sind.
Auch das Lymphödem der Arme nach Operation mit oder ohne Bestrahlung kann heute durch Eigengewebsrekonstruktionen und/oder Lymphknotentransplantation erfolgreich therapiert werden. Der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Ergebnisse von Fetttransfers ist auch hier zu berücksichtigen.
Die 36. Jahrestagung der DGS in Dresden liefert einen Überblick über die sich verfeinernden Operationstechniken und verbessernden Möglichkeiten zum Vorteil der PatientInnen.
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Kontakt:
Dr. med. Mario Marx
ELBLANDKLINIKUM Radebeul
Heinrich-Zille-Straße 13
01445 Radebeul
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