04.09.2017 | 2017

CDK 4/6 Inhibitoren: Palbociclib für alle oder nur für ausgewählte Patientinnen mit (metastasiertem) Mammakarzinom?

Prof. Dr. med. Diana Lüftner, Oberärztin am Charité Campus Benjamin Franklin, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Med. Onkologie (DGHO)

Die Zulassung des ersten CDK4/6-Inhibitors Palbociclib am Ende des Jahres 2016 fordert Senologen heraus: Angesichts des Preises von gerundet 5000 Euro pro Therapiezyklus stellt sich berechtigterweise die Frage, ob alle Patientinnen mit einem rezeptorpositiven Mammakarzinom wirklich dieser biologisch modifizierten, endokrinen Therapie bedürfen.

Die Ergebnisse der großen Phase III-Studien Paloma II (Kombination mit Letrozol in der Erstlinientherapie) und Paloma III (Kombination mit Fulvestrant in der vorbehandelten Situation) zeigen jeweils einen erheblichen und klinisch relevanten Vorteil im progressionsfreien Überleben (PFS), dem primären Endpunkt der beiden Studien. In den jeweiligen Subgruppenanalysen profitierten alle Subgruppen gleichermaßen.

Wie soll man also Patientinnen zugunsten dieser effektiven Therapie selektionieren, wenn bislang keine prädiktiven Faktoren identifiziert werden konnten, die ein besonders gutes oder ein besonders schlechtes Ergebnis zeigen? Muss der verantwortungsvolle Therapeut nicht allen Patientinnen die Chance auf ein langes progressionsfreies Intervall zukommen lassen, welches üblicherweise mit einer Verzögerung von tumorassoziierten Symptomen und auch einer Verlängerung der Zeit bis zur (ersten) Chemotherapie einhergeht?

Dies ist eine Frage der vertrauensvollen Arzt-Patientinnen-Beziehung und der sachlich korrekten Aufklärung. Klärt man die Patientin über die Ergebnisse der oben genannten Studien auf, kann diese selbst entscheiden, ob sie angesichts des notwendigen Überwachungsaufwandes und geringfügig erhöhter Nebenwirkungen (insbesondere Neutropenie, sehr selten mit Komplikationen assoziiert) die Kombinationstherapie wegen des PFS-Vorteils vorzieht oder nicht. Die klinische Erfahrung zeigt, dass dies höchst selten der Fall ist. Es obliegt dem Respekt vor der Patientin, diese Entscheidung mitzutragen und die entsprechende Kombinationstherapie lege artis durchzuführen.

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Kontakt:
Prof. Dr. med. Diana Lüftner
Oberärztin
Campus Benjamin Franklin
Charité Centrum Tumormedizin CC14
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
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Internet: www.haema-cbf.charite.de