23.03.2018 | 2018

Die Zukunft der personalisierten Radiotherapie

Prof. Dr. med. Frederik Wenz, Ärztlicher Direktor Universitätsmedizin Mannheim, Direktor Klinik für Strahlentherapie & Radioonkologie, Universitätsklinikum Mannheim

Die Radiotherapie spielt bei Patientinnen mit Brustkrebs seit über 30 Jahren eine zentrale Rolle sowohl in der kurativen als auch palliativen Situation. Prinzipiell war die Radiotherapie schon immer personalisiert, indem die Bestrahlungsplanung und damit die Dosisverteilung in der Patientin anhand der individuellen Patientengeometrie optimiert werden. Hierzu wird für jede Patientin ein Computertomogramm zur Bestrahlungsplanung angefertigt, auf dessen Basis ein dreidimensionales Modell des Oberkörpers der individuellen Patienten am Planungsrechner erstellt wird.

In den letzten Jahren wurde basierend auf mehreren großen nationalen und internationalen Studien die Grundlage dafür gelegt, die Radiotherapie sowohl bezüglich der Dosis als auch des zu bestrahlenden Volumens anhand des individuellen Risikoprofils der Patientin zu personalisieren. Hierzu gehören neben Patientenfaktoren wie dem Alter und Menopausenstatus vor allem auch Informationen über den Tumor und dessen Biologie sowie den Lymphknotenstatus.

Die aktuellen Leitlinien empfehlen daher z.B. bei älteren Patientinnen mit niedrigem Risikoprofil eine verkürzte Behandlungsserie, die nicht immer die gesamte Brust umfassen muss. Teilweise kann die Radiotherapie in einigen wenigen Tagen oder schon komplett während der Operation appliziert werden. Hierdurch lässt sich die Rate an Nebenwirkungen vermindern und die Lebensqualität der Patientinnen verbessern. Hautveränderungen sieht man bei moderner Bestrahlungstechnik heutzutage nur noch selten, insbesondere dann, wenn die Patientinnen während der Therapie nicht rauchen. In Kombination mit der Wächterlymphknotenoperation und optimaler Bestrahlung sind klinisch relevante Lymphödeme des Armes eine extreme Seltenheit geworden. Moderate körperliche Aktivität während der Behandlungsserie kann helfen, das Fatigue-Syndrom mit starker Müdigkeit und Antriebslosigkeit zu vermeiden.

Im Gegensatz hierzu kann es bei jüngeren Patientinnen mit dem entsprechenden Risikoprofil sinnvoll sein, die Bestrahlungsdosis im Tumorbett zu erhöhen und neben der Brust auch die Lymphknotenstationen zu bestrahlen. Durch eine optimierte lokoregionäre Therapie kann auch die Rate von Fernmetastasen vermindert werden und dadurch können die Überlebenschancen der Patientinnen gesteigert werden. Offen ist derzeit die Frage, ob man bei solchen Patientinnen nach neoadjuvanter Chemotherapie, d.h. wenn die Medikamente vor der Operation gegeben werden und gutem bis sehr gutem Ansprechen auf diese, gegebenenfalls die Intensität der Radiotherapie anpassen kann. Es wird noch einige Jahre dauern, bis die Ergebnisse einer großen Studie aus den USA diese Frage beantworten werden. Ebenso wird derzeit der Einsatz von Genexpressionsanalysen zur Risikoabschätzung bei Brustkrebs und vor allem bei den Vorstufen (Ductales Carcinoma in situ – DCIS) in Studien geprüft, um ggf. die Intensität der Radiotherapie anzupassen.

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Prof. Dr. med. habil. Frederik Wenz
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Internet: www.radiation-oncology.de und www.umm.de./98.0.html