07.02.2018 | 2018

Moderne Bestrahlungskonzepte

Prof. Dr. med. Wilfried Budach, Klinikdirektor Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Die Strahlentherapie ist eine lokale und hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Die Fusion mit bildgebenden Verfahren wie der Computer- und Magnetresonanztomografie sowie der Positronen-Emissions-Tomografie ermöglicht eine exakte Bestrahlung des Tumors und der vermuteten mikroskopischen Ausbreitung. Umliegendes Gewebe kann mit den heutzutage verwendeten Geräten besser geschont werden.

Zusätzlich können durch moderne Fraktionierungskonzepte Nebenwirkungen reduziert werden. Mittels hypofraktionierter Bestrahlung wird die Gesamtbehandlungsdauer deutlich verkürzt. Während vor Jahren noch die normofraktionierte Bestrahlung mit 28x 2 Gy bis 50,4 Gy der Standard war, beträgt die Behandlungsdauer aufgrund der erfreulichen Ergebnisse der Hypofraktionierungsstudien nur noch drei Wochen (15x2,7 Gy bis 40,5 Gy). Bei Patientinnen mit höherem Rückfallrisiko ist anschließend noch ein Boost auf das Tumorbett notwendig. Mittels intraoperativer Bestrahlungstechniken oder simultan integriertem Boost, der aktuell in der HYPOSIB-Studie untersucht wird, kann die Behandlungsdauer auch bei diesen Patientinnen auf drei Wochen verkürzt werden. Durch die Akzelerierung der Therapie (mehr Dosis in kürzerer Zeit, entspricht: „dosisdichter Therapie“) ist zumindest eine Gleichwertigkeit, wenn nicht Verbesserung der onkologischen Ergebnisse zu erwarten.

Im Fokus des radioonkologischen Behandlungskonzepts steht die maßgeschneiderte Bestrahlung je nach individuellem Risiko der Brustkrebspatientin. So würde man beim „low-risk“-Mammakarzinom im höheren Lebensalter den Verzicht auf eine Bestrahlung mit der Patientin diskutieren oder sich auf eine umschriebene Behandlung im Sinne einer partiellen Brustbestrahlung beschränken. Bei Mammakarzinomen mit höherem Risikoprofil erfolgt in der Regel zunächst eine neoadjuvante Chemotherapie. Bei kompletter pathologischer Remission (pCR) stellt sich die Frage, ob auf eine Operation oder Strahlentherapie verzichtet werden kann. In der vor Kurzem im Lancet 01/2018 publizierten Meta-Analyse der EBCTCG, bei der Studien mit neoadjuvanter und adjuvanter Chemotherapie eingeschlossen worden sind, waren die Ergebnisse hinsichtlich lokoregionärer Kontrolle nach neoadjuvanter Chemotherapie schlechter in den Subgruppen, bei denen keine oder nur eine brusterhaltende Operation durchgeführt wurde. Dies wäre ein Hinweis darauf, dass auf eine Operation nicht verzichtet werden kann. Zur Strahlentherapie gab es in den Studien dieser Meta-Analyse zu wenig Daten, um Schlussfolgerungen ziehen zu können. Diesbezüglich laufen derzeit Studien.

Bei Lymphknotenbefall nach einer Mastektomie oder brusterhaltenden Therapie zeigen prospektiv randomisierte Studien, dass die Bestrahlung des Lymphabflusses zusätzlich zur Brust/Brustwand das Überleben verbessert. Übersterblichkeiten an kardiovaskulären Todesfällen wurden dabei nicht beobachtet, obwohl in diesen Studien die modernsten Bestrahlungstechniken wie der volumenadaptierten Strahlentherapie (VMAT) und atemgetriggerten Techniken, die die Herzbelastung weiter vermindern, noch nicht benutzt wurden.

Grundlage einer erfolgreichen und für die Patientin zur Zufriedenheit führenden Therapie ist ein maßgeschneidertes Therapiekonzept je nach individuellem Risiko der Patientin. Dieses wird unter der Koordination eines Gynäkologen im Brustzentrum durch ein Team aus Fachärzten für Diagnostik, medikamentöse Therapie, Operationen und Strahlentherapie erstellt. Hauptansprechpartner ist der Gynäkologe im Brustzentrum. Die Termine werden von dort aus mit den kooperierenden Fachabteilungen vereinbart, sodass die Patientin nicht mit zahlreichen Fachärzten Termine selbst abstimmen muss.

Mit der Teilnahme an Studien erhalten die Patientinnen Zugang zu innovativen Behandlungsverfahren und tragen zur Weiterentwicklung der Therapie bei. Dank der Erfolge der modernen Therapie, darunter auch der Strahlentherapie, gibt es für die meisten Frauen ein gesundes Leben nach dem Mammakarzinom.

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Kontakt:

Prof. Dr. med. Wilfried Budach
Klinikdirektor Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Universitätsklinikum Düsseldorf
Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
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