03.10.2016 | 2016

Notwendigkeit einer strukturierten und sektorenübergreifenden Zusammenarbeit mit Fokus auf der Informiertheit und dem Nutzen der Ratsuchenden und Patientinnen

Prof. Dr. med. Rüdiger Schulz-Wendtland, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS), Leiter der Gynäkologischen Radiologie des Radiologischen Institutes des Universitätsklinikums Erlangen 

Die Mammographie ist die zentrale Bildgebungsmethode zur Detektion des Mammakarzinoms. Sowohl technische Verbesserungen als auch populationsbasierte und randomisierte Studien konnten dazu beitragen, dass in vielen Ländern die Mammographie als Screeninguntersuchung für das Mammakarzinom angeboten wird und sie die Grundlage der klinischen Diagnostik der Brustdrüse ist. 

In der modernen Datenverarbeitung werden die Bilder der digitalen Mammographie mit Methoden der digitalen Bildverarbeitung und -analyse aufbereitet, modifiziert und automatisch wichtige Informationen ausgewertet. Diese Methoden bilden eine wichtige Grundlage der Weiterentwicklung der digitalen Mammografie und werden auch die Entwicklung von Neuheiten der nächsten Jahre bestimmen. 

Die Herausforderung besteht darin, die bildgebenden Verfahren zu fusionieren bzw. hybridisieren, und vor allen Dingen eine Verwaltung der Daten zu erreichen. Dies ist eine Aufgabe für die Zukunft der bildgebenden Mammadiagnostik und für die daraus resultierende Therapieentscheidung. 

Die wichtigste Entwicklung im Bereich der röntgenbasierten Mammabildgebung ist in den nächsten Jahren die strukturierte Integration einer dreidimensionalen Information in die Interpretation der Mammographie. Dies kann durch den Einsatz der Tomosynthese, aber auch durch die Fusion anderer dreidimensionaler Daten mit der Mammografie und/oder der Tomosynthese erfolgen. Die Fusion verschiedener bildgebender Verfahren könnte im klinischen Ablauf und ggf. in Screeningprogrammen dazu beitragen, diese Untersuchungen zeiteffizient durchzuführen. 

Getestet: Fusion 3D-Ultraschall und Mammografie
Die alleinige Mammographie der Brust im Screening weist eine Sensitivität von ca. 60-80% auf. Bei speziellen Patientinnengruppen, wie beispielsweise Frauen mit einer hohen mammografischen Dichte, hat die alleinige Mammographie als Screeningmaßnahme nur eine Sensitivität von 38 bis 48 Prozent. Für solche Frauen wird momentan die Hinzunahme der Ultraschalluntersuchung zur Mammographie diskutiert. Im klinischen Alltag ist die komplementäre Mammadiagnostik für alle Patientinnen längst Standard in der Routinediagnostik.

In einer Untersuchung mit einem Fusionsprototypen zur Mammographieaufnahme und dreidimensionalem Ultraschall im Vergleich mit einem Mammographiegerät und einem Standard-Ultraschallkopf konnten keine Qualitätsunterschiede festgestellt werden. Dabei wurde ein neues Verfahren mit einem automatisierten Standard-3D-Ultraschallgerät gekoppelt mit einem Standard-Mammographie-System an 20 Brustkrebspatienten getestet. 

Dieser neue Ansatz ermöglicht eine gleichzeitige Aufnahme eines Röntgen- und Ultraschallbildes. Die Datenanalyse zeigt keinen Qualitätsunterschied der Aufnahmen im Vergleich zur konventionellen Mammografie. In der Studie wurden 20 Patientinnen mit invasivem Brustkrebs berücksichtigt. 

Die Fusion eines automatisierten 3D-Ultraschallgerätes mit einem Mammographiegerät liefert Mammographieaufnahmen von vergleichbarer diagnostischer Qualität. Darüber hinaus ermöglicht das Gerät die 2. Bildmodalität der komplementären Mammadiagnostik, den Ultraschall, ohne signifikanten Zeit- und zusätzlichen Untersucheraufwand. Diese Neuerung könnte die Sensitivität und Spezifität des etablierten gesetzlichen Früherkennungsprogramms in Deutschland signifikant verbessern. 

Diagnose DCIS – Bedeutung für Patientinnen
Krebsvorstufen (Duktales Carcinoma in situ, DCIS) aus denen sich ein invasiver Brustkrebs entwickeln könnte, werden infolge von Screening-Programmen häufiger diagnostiziert als früher. Es gilt Über- und Untertherapien zu vermeiden. Einerseits sollten Frauen nicht unnötig operiert und bestrahlt werden, indem differenziert festgestellt wird, dass sie Zeit ihres Lebens keinen invasiven Brustkrebs bekommen würden. Andererseits können sich infolge von Fehldiagnosen und Untertherapien, bei DCIS-Patientinnen trotz OP und Strahlentherapie später Brusttumoren entwickeln. Hochgradig gefährliche Veränderungen, beispielsweise alle bei Frauen unter 40 Jahren und sehr große festgestellte DCIS, sind immer aggressiv zu therapieren. 

In der Diagnostik des DCIS sollten einzelne Risikograde noch genauer unterschieden werden, um Frauen individualisierter behandeln zu können. Es gibt gut begründete Hypothesen, dass mammographiebasierte Screeningprogramme von einer individualisierten Vorgehensweise profitieren könnten. Die zu prüfenden Verfahren würden einerseits individuell zusätzliche Bildgebungsverfahren nutzen und andererseits auch molekulare Informationen über die Patientin und das Brustdrüsengewebe berücksichtigen. 

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Kontakt:
Prof. Dr. med. R. Schulz-Wendtland
Radiologisches Institut/Gynäkologische Radiologie
Universitätsklinikum Erlangen
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