07.08.2019 | 2019

Strategien zur Deeskalation der lokoregionären Therapie

Prof. Dr. med. Wilfried Budach, Klinikdirektor, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)

Prof. Dr. med. Jörg Heil, Sektionsleiter (Sektion Senologie); Koordinator (Brustzentrum)Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)

Stichworte:

  • Operation
  • Bestrahlung
  • Mit / ohne neoadjuvante Therapie
  • Brust / Thoraxwand / Axilla / Lymphabflusswege

In jedem als kurativ angesehenem Stadium der Brustkrebserkrankung verzeichnen wir seit Jahrzehnten einen zum Teil relevanten Rückgang der Radikalität der lokoregionären, das heißt der operativen Therapie und der lokalen Strahlentherapie. Diese Konzepte haben zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität der Patientinnen geführt. Angefangen bei der Brusterhaltung über die Einführung der Wächterlymphknotentechnik stehen heute Fragen des vollständigen Verzichtes auf operative Interventionen in der wissenschaftlichen Diskussion.

Diese erfolgt unter anderem auch vor dem Hintergrund, dass immer mehr Patientinnen zunächst medikamentös im Rahmen sogenannter neoadjuvanter Therapien behandelt werden. Dies ermöglicht (theoretisch) ein Eskalieren oder auch Deeskalieren nachfolgender Therapien in Abhängigkeit vom Ansprechen der Erkrankung auf diese Therapien. Unter diesem Aspekt gewinnt die Individualisierung der Therapie immer mehr an Bedeutung. So wird derzeit in Studien überprüft, ob man in frühen Stadien bei günstiger Tumorbiologie auf jegliche axilläre Intervention verzichten kann. Die Strahlentherapie kann zumindest bei einem Teil dieser Patientinnen auf eine, nur einige Tage dauernde postoperative oder bereits während der Operation erfolgte, Teilbrustbestrahlung reduziert werden. Die übrigen Patientinnen benötigen weiter eine Bestrahlung der gesamten Brust – allerdings mit einer von fünf auf nur noch drei Wochen reduzierten Gesamtbehandlungszeit.

Bei weiter fortgeschrittenen Tumoren mit axillärem Lymphknotenbefall und ungünstiger Tumorbiologie profitieren die Patientinnen dagegen von einer zusätzlichen Bestrahlung der regionären Lymphknoten, d. h. eine Eskalation der Strahlentherapie. Ebenso konnte gezeigt werden, dass wenn nach neoadjuvanter Chemotherapie noch vitale Tumorzellen verbleiben, mittels nachgeschalteter (postneoadjuvanter) Chemo- bzw. Chemo-Antikörpertherapien ein verbessertes Überleben erreicht werden kann. Dagegen gibt es kaum Hinweise, dass man bei lokal fortgeschrittenen Tumoren und ungünstiger Biologie durch radikale chirurgische Therapie eine Verbesserung der Prognose erreichen kann. Inwieweit man im Falle einer pathologisch kompletten Remission nach neoadjuvanter Chemotherapie auf chirurgische Therapie oder auch eine Strahlentherapie verzichten, bzw. deren Intensität reduzieren kann, ist derzeit noch eine offene Frage.

Zusammenfassend geht es im Kern um die Fragestellung, welcher zusätzliche Nutzen im Hinblick auf verlängertes (krankheitsfreies) Überleben, welchem Schaden im Hinblick auf Lebensqualitätseinbußen gegenüber steht.

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Kontakt:

Prof. Dr. med. Wilfried Budach
Klinikdirektor Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
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Internet: www.uniklinik-duesseldorf.de/unternehmen/kliniken/klinik-fuer-strahlentherapie-und-radioonkologie/

Prof. Dr. med. Jörg Heil
Sektionsleiter Senologie
Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)
Im Neuenheimer Feld 460
69120 Heidelberg
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Internet: www.klinikum.uni-heidelberg.de/frauenklinik-zentrum/frauenheilkunde-und-geburtshilfe/