01.09.2016 | 2016

Update: PRAEGNANT Studie – Prospektives akademisches translationales Forschungsnetzwerk zur Optimierung der onkologischen Versorgungsqualität in der adjuvanten und fortgeschrittenen/metastasierten Situation

Prof. Dr. med. Diethelm Wallwiener, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Tübingen und Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Departments für Frauengesundheit 

In den letzten Jahrzehnten sind kontinuierliche Fortschritte in der Erforschung und Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms erzielt worden. Angesichts des extremen Wissenszuwachses ist das gemeinsame Ziel, eine möglichst passgenaue, personalisierte, effektive und nebenwirkungsarme Brustkrebs-Therapie. 

Heute wissen wir, dass das Mammakarzinom als Überbegriff für eine Vielzahl molekular definierter Tumortypen zu verstehen ist. Zudem unterliegt die Erkrankung im Rahmen des Metastasierungsprozesses einem ständigen biologischen Wandel. Bedingt durch eine Vielzahl von Prozessen sind daher wiederholte Biopsien und Re-Analysen der molekularen Eigenschaften des Tumorgewebes sinnvoll. Dafür sollten regelmäßig Biomarker auf jeder Ebene der Systembiologie bestimmt werden (Genetik, Epigenetik, Genexpression, micro- RNA, Proteomics, etc.), was im klinischen Alltag allerdings nicht routinemäßig erfolgt. Die Leitlinien empfehlen zwar die gezielte Untersuchung von Metastasengewebe, tatsächlich findet diese aber nur bei einer Minderheit der Patientinnen statt. 

Moderne Untersuchungsmethoden lassen u. a. anhand von Blutproben Rückschlüsse auf Eigenschaften des Tumors zu. Beispielsweise können aus Expressionsanalysen, Mutationsanalysen des Tumors, Abberationen von Genkopien im Tumor usw. Aussagen über Art und Entwicklungsstadium des Mammakarzinoms abgeleitet werden. Aufgrund der Notwendigkeit einer stetigen Verbesserung der Versorgungsqualität, der Heterogenität der genannten Analyseergebnisse und der logistischen Herausforderungen kann der klinische Nutzen jedoch nur im Forschungsverbund einer Vielzahl von behandelnden Ärzten und Zentren realisiert werden. 

Im Rahmen der PRAEGNANT-Studie sollen in 80 Zentren insgesamt 3500 Patientinnen mit der Diagnose eines metastasierten Mammakarzinoms unabhängig von Tumorbiologie, Metastasierungsmuster und der aktuellen bzw. bisher erfolgten Therapie eingeschlossen werden. Ziel ist der Aufbau eines Forschungsnetzwerks, in dem Kliniken/Brustzentren und niedergelassene Ärzte (Gynäkologen und Onkologen) eng zusammenarbeiten und durch welches eine strukturierte Erfassung und Analyse von krankheitsspezifischen und -relevanten Daten zu Tumorbiologie, prädiktiven und prognostischen Biomarkern, Therapie bzw. Therapieverträglichkeit, Outcome, Pharmakoökonomie und Versorgungsqualität möglich ist. 

Aktuell sind bereits mehr als 1300 Patientinnen in 44 Zentren eingeschlossen. Im Rahmen der translationalen Ziele des PRAEGNANT Forschungsnetzwerks wird allen Teilnehmern eine Whole Genome Sequenzierung angeboten. Unter anderem konnten wir bereits so Patientinnengruppen identifizieren, die von modernsten Medikamenten im Rahmen klinischer Studien profitieren und diesen somit Zugang zu einer passgenauen, personalisierten Therapie ermöglichen.

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Kontakt:
Prof. Dr. med. Diethelm Wallwiener
Department für Frauengesundheit Universitäts-Frauenklinik Tübingen
Calwerstr. 7, 72076 Tübingen
Tel.: +49 (0) 7071/2982246
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Internet: www.uni-frauenklinik-tuebingen.de