„Weniger ist mehr“ – 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V. erfolgreich beendet
Berlin, Juli 2017 – Land unter und Überschwemmungen in Berlin konnten die über 2500 Experten für Brusterkrankungen nicht daran hindern, erfolgreich auf der 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie e. V. (DGS) zu tagen. Vom 29. Juni bis 1. Juli 2017 wurden die neuesten Erkenntnisse, Studien und Entwicklungen unter dem Motto „Weniger ist mehr“ im CityCube Berlin ausgetauscht. Schwerpunkte des Kongresses waren die modernen Diagnostikverfahren, mit denen zunehmend frühe Stadien des Mammakarzinoms entdeckt werden können sowie die gleichzeitige Vermeidung von Übertherapie und die verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen der DGS.
„Wir haben Niveau und das ist auch gut so! Von daher freut es mich besonders, Ihnen mitzuteilen, dass pünktlich zu unserem Kongressbeginn auch die Konsultationsfassung der S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms online gegangen ist“, begrüßt Prof. Dr. med. Rüdiger Schulz-Wendtland, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V. und Leiter Gynäkologische Radiologie, Radiologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, in seiner Eröffnungsrede die Teilnehmer. Denn an der Fertigstellung der Leitlinie, die Brustkrebsexperten von der Diagnose bis zur Nachsorge als Orientierungshilfe dienen soll, sind die Senologen maßgeblich beteiligt gewesen.
„Das Wohle der Patientinnen steht für uns immer an oberster Stelle“, betont der Präsident und dies spiegelt sich auch in dem gewählten Kongressmotto „Weniger ist mehr“ wieder. „Denn in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass eine Verringerung von aggressiven Operationen, weniger Chemo- sowie Strahlentherapie zu einem gleichbleibenden und sogar besseren Gesamtüberleben geführt hat. Mit ‚Weniger ist mehr‘ konnten wir auch eine Verbesserung der Lebensqualität unserer Patientinnen erreichen“, erklärten Prof. Dr. med. Bernd Gerber und PD Dr. med. Eva Maria Fallenberg, Kongresspräsidenten der 37. Jahrestagung der DGS.
Wie es ist, als Hochrisikopatientin aufgrund von erblicher Vorbelastung mit der Angst vor Brustkrebs umzugehen, berichtete die Politikwissenschaftlerin Prof. Gesine Schwan. „Im Leben hatte ich als Hochschullehrerin immer viel Beschäftigung – die Angst darf nicht überhandnehmen, so viel Platz sollte man ihr nicht einräumen“, schließt sie.
Ausgezeichnet: Zwei bedeutende Ärzte erhielten die Ehrenmitgliedschaft
Die Ehrenmitgliedschaft der DGS erhielten in diesem Jahr der international anerkannte Radiologe, Prof. Dr. med. Maximilian Reiser, München sowie der mehrfach ausgezeichnete Onkologe, Prof. Dr. med. Werner M. Hohenberger, Erlangen. Bezugnehmend auf Hohenbergers zahlreiche Auszeichnungen hob Laudator Prof. Dr. med. Diethelm Wallwiener, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Tübingen aber hervor, dass „die Auszeichnung einer interdisziplinären wissenschaftlichen Fachgesellschaft etwas ganz Besonderes ist, da man nicht nur seine eigene Disziplin überzeugen muss, sondern auch alle anderen.“ Prof. Maximilian Reiser wurde durch Prof. Schulz-Wendtland ausgezeichnet. Dieser betonte, dass Reiser immer die gesamte Radiologie im Blick hatte und so stets versuchte, die Anwendung der verschiedenen Methoden auf unterschiedliche Disziplinen zu übertragen. Und so prägte er auch die gesamte Radiologie mit seinem Leitmotiv: „Visionen haben – Strukturen entwickeln – Taktiken anwenden.“ Noch heute lernt dies jeder junge Radiologe, so Laudator Schulz-Wendtland.
Exzellente Nachwuchsforscher ausgezeichnet
Auch in diesem Jahr erhielten Nachwuchsforscher von Prof. Dr. med. Michael Lux, wissenschaftlicher Leiter der Deutschen Akademie für Senologie, die mit 3000 Euro dotierten Wissenschaftspreise. Frau Dr. med. Carolin Hack, Erlangen, wurde für ihre Arbeit „Association between mammographic density and pregnancies relative to age and BMI — a breast cancer case–only analysis“ bereits zum zweiten Mal in Folge mit dem Preis ausgezeichnet. Als Besonderheit hebt Prof. Lux hervor, dass sie getreu dem Kongressmotto nach Präventionsmöglichkeiten sucht, die das Risiko minimieren und präventive Strategien entwickelt. PD Dr. med. Cornelia Liedtke, Lübeck erhielt den 2. Preis der Gesellschaft für die Arbeit „Validation of a nomogram predicting non-sentinel lympf node metastases among patients with breast cancer after primary systemic therapy (PST) – a transSENTINA substudy“.
Erstmals in diesem Jahr wurde der Florence-Nightingale-Preis für herausragende Arbeiten in der Gesundheitsvorsorge und modernen Krankenpflege verliehen. Preisträger waren Prof. Dr. med. Peter A. Fasching, Erlangen, Dr. med. Carolin C. Hack, Erlangen und Dr. med. André Hennigs, Heidelberg. Beglückwünscht wurden die Gewinner von Kongresspräsident Prof. Dr. med. Bernd Gerber. Darüber hinaus erhielt Dr. med. Fabian Riedel, Heidelberg den Klaus-Dieter-Schulz-Versorgungsforschungspreis, dem ihm Prof. Dr. med. Ute-Susann Albert überreichte. Zudem wurden vier Posterpreise ausgezeichnet.
Internationaler Abschluss auf der Eröffnungsveranstaltung
In der abschließenden Keynote-Lecture ging Prof. Emiel Rutgers, Amsterdam, Niederlande der Frage nach, ob die Rolle der Chirurgie in der Brustkrebstherapie in der Zukunft an Bedeutung verlieren wird („Is the role of breast cancer surgery shrinking?“). Durch tumorbiologisch ausgerichtete neaodjuvante Systemtherapie, der Sentinel-Node-Biopsie sowie den neuen Ansätzen zur Vermeidung jeglicher Axillachirurgie (INSEMA-Studie) wird nach seinen Ausführungen die Bedeutung der Operation rückläufig sein. Selbst bei befallenen Wächterlymphknoten kann auf eine komplette Axilladissektion verzichtet werden – die Bestrahlung der Lymphabflusswege ist ebenso gut wie die Operation. Aber auch für die Systemtherapie konnte Rutgers als Principal Investigator der MINDACT-Studie – getreu dem Motto der diesjährigen Jahrestagung „Weniger ist mehr“ – zeigen, dass noch zu viele Frauen mit Chemotherapie behandelt werden.
Aktionstag zum Thema Brustkrebs auf dem Berliner Alexanderplatz
Die Informationsveranstaltung ganz in Pink war ein gelungener Abschluss der 37. Jahrestagung. Trotz des regnerischen Wetters haben zahlreiche Patientinnen und Interessierte die Möglichkeit genutzt, in direkten Kontakt mit den zertifizierten Brustzentren Berlins und Brandenburgs, Professoren, Ärzten, Teams und engagierten Personen des öffentlichen Lebens, zu treten. Das Informationsprogramm mit qualitativen Gesprächsrunden auf der Bühne wurde durch Tanzeinlagen und Modenschauen ergänzt.
Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) zieht am Ende ihrer Jahrestagung in Berlin eine positive Bilanz und erwartet in den nächsten Jahren weitere Entwicklungen in der personalisierten Therapie.
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